24 Stunden Snowboardspaß

20.01.2019

Eigentlich war mir Snowboardfahren immer ein bisschen suspekt. Das war das Fortbewegungsmittel, mit dem coole junge Menschen in hippen Schneehose-Jacke-Kombinationen irgendwelche Saltos schlugen, während ich versuchte auf meinen Leihskiern im Pflug lebend nach unten zu kommen. Irgendwie ein bisschen zu cool für mich und viel zu gruselig noch dazu – wer entscheidet sich schon freiwillig beide Beine an ein Brett zu schnallen und sich einen steilen Berg runter zu stürzen?! Tja, mittlerweile mach ich wohl sowas.

 

Nachdem der Lieblingsjapaner sich fast ganz ohne zu murren mit mir zum Tanzkurs angemeldet hat, mit zu kleinen Rollschuhen durch meine Unistadt gerast ist und sich dann auch noch mir zu Liebe das überteuerte Ticket für die Eisbahn geleistet hat, war ich dann auch endlich mal an der Reihe in Sachen „Wir teilen unsere Hobbies – Teil 4, Hobbies des Lieblingsjapaners“. Was man dazu wissen muss ist, dass Erstens: Snowboardfahren in Japan anscheinend nicht nur ein Sport für eine kleine Gruppe cooler Pubertierender ist, sondern in seiner Popularität sogar Skifahren so gut wie überholt hat. Und Zweitens: Dass Japan ein Land mit vielen schneereichen Gebirgen ist und es viele Möglichkeiten für Wintersportaktivitäten gibt – es gibt sogar das japanische Äquivalent zu den Alpen, die (wie sollte es anders sein) „Japanischen Alpen“. Dem Lieblingsjapaner, der aus dieser Region stammt, ist es sehr wichtig, dass ich das hier erwähne und dass nicht mehr die ganze Welt denkt, Japan bestehe nur aus Hochhäusern ;)

Und wie es sich für jemanden aus den japanischen Alpen gehört, fährt der Lieblingsjapaner natürlich Ski und Snowboard so lange er denken kann. Da kann ich mit meiner Woche Schulskikurs leider nicht so mithalten. Aber das hat sich dieses Wochenende geändert. Wie allgemein bekannt, haben Japaner im Normalfall nur eine sehr begrenzte Anzahl Ferientage im Jahr und dementsprechend eigentlich keine Zeit für ausgedehnten Wintersporturlaub, insbesondere wenn man in keiner Wintersportregion lebt. Deswegen sind in Japan Ski- und Snowboardkurztrips beliebt, und kurz heißt hier wirklich kurz: Man kann im Normalfall zwischen 24 stündigen und 72 stündigen Ausflügen wählen, in denen alles inklusive ist – Ausleihe von Ski oder Snowboard, Brille, Handschuhe, Liftpass, Schneehose und –jacke und was man eben sonst noch so braucht um irgendwie den Berg runter zu kommen (außer Helme, so weit ist Japan wohl leider noch nicht…).

Die Sparfüchse die wir sind, haben wir natürlich die 24-stündige Version gewählt, soll heißen wir haben uns Freitagsabends nach der Arbeit in Tokyo in den Bus gesetzt, wurden morgens um 5 in den japanischen Alpen ausgespuckt und dann an gleicher Stelle noch am selben Nachmittag wieder eingesammelt. Gute 24 Stunden später waren wir so am Samstagabend wieder in Tokyo. Danach fühlt man sich zwar als käme man aus einem mehrstündigen Boxkampf, gelohnt hat es sich aber trotzdem. Und ich muss ehrlich zugeben, Snowboardfahren ist wirklich super cool! Und diesmal meine ich das im positiven Sinne. Ich habe nicht erwartet innerhalb dieses Dreivierteltages im Schnee wirklich snowboarden zu lernen. Ich dachte, ich rutsche ein bisschen auf dem Hintern im Schnee rum und schaue dem Lieblingsjapaner beim Salto schlagen zu. Aber nach ein paar ersten frustrierenden Versuchen ging es dann magischerweise doch viel besser als erwartet und am Ende des Tages konnte ich dann die gesamte 1 km lange Anfängerstrecke runterfahren ohne zu fallen. Das war nicht nur gut für meine malträtierten Handgelenke sondern auch für mein Ego ;)

Der Lieblingsjapaner war dabei ein ganz ausgezeichneter Lehrer und hat alle zwischenzeitigen Frustrationsausbrüche meinerseits stoisch überstanden. Und Zuzuschauen wie der Lieblingsjapaner coole Dinge auf dem Snowboard macht und dabei noch sooo super coooool aussieht war dann noch die Sahnehaube auf meinem ganz persönlichen Eisberg, höhö. Letztendlich hat es sich dann auch als richtige Entscheidung herausgestellt, „nur“ die 24-stündige Version der Reise zu wählen, denn heute kann ich mich vor Muskelkater kaum noch bewegen. Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend ist auch nur mit dem Ding an den Füßen aufzustehen?!

Gut, dass der Lieblingsjapaner so ein spaßiges Hobby hat, denn Snowboardfahren – das will ich unbedingt wieder machen!


Kommentare: 2
  • #2

    Isabella (Montag, 21 Januar 2019 17:21)

    Boing Gerda! Wasser war eh noch nie so meins...

  • #1

    Gerda (Sonntag, 20 Januar 2019 23:25)

    Schneemeerjungfrau! Boing!