Zeitreise für einen Tag

24.04.2019

Meinen neuen Nebenjob mache ich mittlerweile schon seit knapp einem Monat und das Praktikum meiner Mitpraktikant*innen des Goethe-Instituts ist mittlerweile auch schon wieder vorbei und sie verlassen einer nach dem anderen das Land. So schnell wie hier die Zeit vergeht, wünschte ich mir oft, nochmal ein bisschen in der Zeit zurück reisen zu können. Und das geht manchmal einfacher als erwartet. Bevor meine Goethe-Kollegin und neu gewonnene Freundin Anna-Lena wieder gen Westen fliegt, haben wir unseren freien Dienstag genutzt und sind schnell mal knappe 150 Jahre in die Edo-Zeit zurück gereist.

Die Stadt Kawagoe, auch „Klein-Edo“ genannt, liegt nur knappe 30 Zugminuten vom Tokyoter Bahnhof „Ikebukuro“ entfernt und ist damit wohl die billigste Zeitreisevariante die sich in diesen Gefilden bietet.

 

Tritt man aus dem Bahnhofsgebäude wird man erstmal von einer ziemlich modernen und damit ziemlich normalen Front aus Shoppingzentren und Schnellrestaurants empfangen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann gefühlt mit jedem Schritt tiefer in die Stadt ein paar Jährchen zurücklegen – vom etwas verstaubt wirkenden Selbstbedienungsgemüseladen kommt man zum Süßigkeitengeschäft im 50er-Jahre Look bis hin zu den jahrhundertealten Tempeln und Handelshäusern, die teilweise noch aus der Edo-Zeit erhalten oder auch nach altem Vorbild wieder aufgebaut wurden. Da sich die Möglichkeit zur billigen Zeitreise mittlerweile auch in Tokyoter Kreisen herumgesprochen hat, kann man sich an Wochenenden und Feiertagen wohl für gewöhnlich durch die kleinen Gässchen und alten Geschäfte schieben lassen, an einem ganz normalen Dienstag hatten wir jedoch viele Tempelanlagen und Street-Food-Geschäfte fast für uns allein. Und so haben wir den Tag verschlendert, in japanischen Parks gequatscht, Fotos von Tempeln, Statuen und Handelshäusern geschossen und uns zu jeder sich bietenden Gelegenheit einen kleinen Snack-to-go gegönnt – Schokosoufflé, gegrillte Nudeln, Sesambällchen und Süßkartoffel-Mochi, ja wir haben es uns gut gehen lassen :)

Zurück in der Tokyoter-Gegenwart wurde dann auch mir die Realität - dass alle lieben Menschen, die ich hier endlich gefunden habe früher oder später wieder aufbrechen - bewusst. Schade, dass Zeitreisen nicht wirklich so einfach ist. 


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