Vom Beenden und vom Anfangen

01.04.2019

Ihr lieben Menschen, wer auch immer nach meiner langen Abstinenz noch hier abhängt.. die Zeit rast nur so – wer weiß wie oft ich diesen Satz schon gesagt habe? – und das Leben hat mich mit all seinen großen und kleinen Veränderungen dem Internet und damit auch diesem Blog ziemlich lange fern gehalten. Ohne die genauen Zahlen im Kopf zu haben (Tage zählen macht nämlich in der absteigenden Variante weniger viel Spaß…) kann ich doch sagen, dass der Mittelpunkt meiner Japanzeit erreicht ist. Und das erstaunt und schafft mich gleichermaßen. Umso passender, dass dieser Mittelpunkt auch ein Wendepunkt ist; und das nicht nur in meinem Leben.

 

In den letzten Wochen ist so viel passiert. Ich habe meinen Geburtstag und ein paar Tage später auch das dreijährige Jubiläum mit Lieblingsjapaner gefeiert, habe mir im fernen Malaysia den Scheitel verbrannt und mein ganz besonders schönes Geburtstagsgeschenk einlösen können – mehr dazu ein andermal.

Und auch beruflich gab es einige Veränderungen. Ich habe die Bewerbung für mein Referendariat in Deutschland abgeschickt, das ich nach meinem Japanaufenthalt antreten kann/muss/will/soll? Insgesamt eine sehr nervenaufreibende Angelegenheit, die mir erneut vor Augen geführt hat, wie sehr mir Veränderungen im Allgemeinen (und Bürokratie im Besonderen!)  Angst machen und wie ungern ich im Moment an die Zeit nach Japan denken mag. Zeitgleich endete dann auch noch mein Praktikum im Goethe-Institut Tokyo und damit mein Japanalltag in dem ich mich gerade so gemütlich eingerichtet hatte. Und natürlich war während des Praktikums auch nicht alles immer wunderbar toll – laminieren ist nicht besonders spannend, muss aber natürlich gemacht werden – aber ich konnte mich letztendlich doch noch ein bisschen selbst überraschen, als ich an meinem letzten Arbeitstag mit Tränen in den Augen mit der Bahn nach Hause fuhr. Sie fehlen mir, die Mittagspausen mit meinen allerbesten Mitpraktikanten, die trockenen Witze meines Chefs, die Gespräche mit den Schülern oder das Lächeln der Empfangsdame. Wenn das Praktikum mir eine Sache vermittelt hat, dann dass ich mich doch aufs Unterrichten freuen – ein Umstand, der sich nach jahrelanger Unitheorie leider etwas verabschiedet hatte. Aber wie es dreimonatige Praktika so an sich haben, sind sie schon wieder vorbei wenn sie gerade anfangen richtig vertraut zu werden. Für die Zeit danach hatte ich wohl recht unverschämtes Glück und nach nur einer Bewerbung meinen neuen Nebenjob in der Tasche.

Ab Anfang April arbeite ich jetzt für weitere drei Monate in einem veganen Café im Haneda Airport. So hat sich mein Alltag gewandelt von Power Point Präsentationen erstellen zu Eiskaffee zubereiten. Ein schönes Gefühl, jetzt für die eigene Arbeit bezahlt zu werden und dabei noch in einem internationalen Team neue Bekanntschaften mit ähnlichen Essgewohnheiten zu schließen - das Vermissen meiner Praktikumsstelle und der alten Kollegen wird mir aber wohl noch einige Zeit nachhängen. Ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen, während ich noch in Tokyo lebe (Karaoke ist schon fest eingeplant!).

Und auch beim Lieblingsjapaner ging es in großen Schritten auf das Ziel „Richtig Erwachsen sein“ zu. Die Masterarbeit ist mittlerweile gedruckt und eingereicht, die Nebenjobs gekündigt, alle Unifreunde verabschiedet und die wahnsinnig stark reglementierten Anzug-Krawatte-Kombinationen für Berufseinsteiger eingekauft und fein säuberlich im Schrank verstaut worden. Und heute war es dann tatsächlich soweit: der erste Arbeitstag als japanischer „Salaryman“, also Businessmann konnte angetreten werden. Und so (zumindest nach Außen hin) entspannt der Lieblingsjapaner diesen neuen Lebensabschnitt beginnen konnte, so sehr zwickt es in meiner Magengegend und in Japan altbekannte Sätze wie „Salaryman ändern sich zu ihrem Universitäts-Selbst komplett“ oder „Salaryman heiratet geistig seine Firma“ spuken in meinem Hinterkopf herum. Wie wahr diese Stereotype noch in der heutigen Zeit sind, muss sich noch zeigen. Vielleicht schleicht sich da bei mir aber auch einfach wieder heimlich diese unterbewusste Angst vor Veränderung mit ein, wer weiß.

 

Sie war schön, meine erste Hälfte hier, so schön, dass ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückschauen kann. Wie wunderbar dabei zu wissen, wie viel Potential die zweite Hälfte ab jetzt haben kann. Ich freu mich drauf :) 

Meine lieben lieben Kollegen :) Natsukashii!!!


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