Fukuro irimasen

23.12.2018

Meine Japanischkenntnisse werden seit meiner Ankunft vor genau einer Woche jeden Tag um ein paar Wörter erweitert. Manches davon ist sinnvoller als anderes – der Lieblingsjapaner ist nicht unbedingt bekannt dafür, mir einen besonders hochwertigen Sprachschatz zu vermitteln. Ich kenne beispielsweise das japanische Wort für „Popel“, kann dafür aber noch nicht mal alle Tiere benennen – soviel dazu. Vor einigen Tagen habe ich jedoch einen Satz gelernt, der in seiner Sinnhaftigkeit wohl alles übersteigt, das ich bisher so gelernt habe.

Mein neuer absoluter Lieblingssatz: „Fukuro irimasen“ – Ich brauche keine Tüte.

 

Denn Japan liebt Tüten. Vor allem die aus Plastik. Um sicher zu gehen, dass die einzeln in Plastik verpackten, auf einem Plastikuntergrund verteilten und mit einer Kartonschachtel mit Plastiküberzug eingewickelten Kekse auch ja sicher in die Schuhschachtelwohnung des Lieblingsjapaners gelangen, werden sie vorsorglich noch in Lichtgeschwindigkeit in eine Plastiktüte gesteckt. Meine kläglichen Versuche, die Person hinter der Kasse auf meine mitgebrachte Tasche hinzuweisen sind bis jetzt immer gescheitert. Wenn ich an die sich auftürmenden Berge an Plastiktüten in der Schuhschachtelwohnung denke, kommt mir das kalte Grausen. Bis jetzt zumindest. Denn jetzt kenne ich ja „Fukuro irimasen“. Und es funktioniert! Es gibt im Moment nichts Besseres als diesen Satz zu sagen und allen Ernstes verstanden zu werden – und das nicht nur für mein ökologisches Gewissen sondern zu einem nicht unerheblichen Teil auch für mein winziges Japanischsprachiges Selbstbewusstsein ;) Der Lieblingsjapaner nimmt mittlerweile sogar schon von sich aus die Zwiebeln ohne Plastikverpackung. Mein ganz persönliches Tageshighlight ;)

Glücklicherweise gibt es mittlerweile auch in Japan Videos von Vögeln mit PET Flaschendeckeln im Bauch und in diesem Zusammenhang gibt es in den ersten Supermärkten auch nur noch Plastiktüten gegen Aufpreis oder spezielle „Bitte keine Tüte“ Schilder, die man sich in den Einkaufkorb legen kann. Doch gerade in den kleinen lokalen Läden, in denen ich am liebsten einkaufen mag, bekommt man die Tüten leider immer noch tonnenweise nachgeworfen.

 

 

Mein Vorsatz für das neue Jahr ist somit zu üben schneller „Fukuro irimasen“ zu sagen, als die 0,53 Sekunden in denen die nette Obaachan/Omi von Nebenan mein Toastbrot verpackt hat. 


Kommentare: 2
  • #2

    Isabella (Freitag, 04 Januar 2019 20:07)

    Da hast du Recht, traurig, dass das Thema so viele Jahre nach deinem Japanaufenthalt immer noch so aktuell ist!

  • #1

    Lennart (Montag, 31 Dezember 2018 12:48)

    Tatsächlich?
    Das war der erste Satz, den ich in Japan neu gelernt habe, als ich vor 10 Jahren dort mein Auslandssemester verbracht habe. Schon beim ersten Einkauf direkt, fast ein wenig schockiert "ah! Irimasen!" gerufen, ab dem zweiten Einkauf dann um "fukuro" ergänzt, ab dem dritten dann direkt erwähnt beim Bezahlen. Gerade Japan hat hier noch einen weiten Weg vor sich :-(